Mit 950 Metern ist die Wasserkuppe die höchste Erhebung der Rhön. Höher hinaus geht es nicht. Wirklich? Segelflieger sehen das anders. Der Berg hat in Fliegerkreisen einen legendären Ruf.

Die Segelflugschule auf der Wasserkuppe in der Rhön feiert in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag und ist damit nach eigenen Angaben die älteste der Welt. „Wir sind hier auf der Wasserkuppe am Geburtsort des Segelflugs und wir brennen für den Segelflug“, sagt Flugschulleiter Lukas Schmidt-Nentwig. 

Im Jubiläumsjahr bietet die Schule Lehrgänge, bei denen die Flugschüler und ihre Segelflieger mit einem Stahlseil in rasendem Tempo steil in den Himmel gezogen werden. „Das Starten mit der Seilwinde ist ein bisschen wie Drachensteigen“, erklärt Schmidt-Nentwig. Diese Starttechnik, die bei dem einen oder anderen mit Sicherheit Kribbeln im Bauch verursacht, schont Umwelt und Geldbeutel der angehenden Pilotinnen und Piloten gleichermaßen, weil die Segelflieger nicht mit einem Motorflugzeug in die Luft gezogen werden müssen.

„Das ist begeisternd, einfach ein tolles Erlebnis“, schwärmt Dierk Althoff. Der 61-Jährige hat in den ersten drei Tagen seines Kurses bereits ein gutes Dutzend Starts und Landungen absolviert. „Beim ersten Start mit der Winde habe ich gedacht: „Ach du meine Güte!“ Aber das hat sich dann recht schnell in Wohlgefallen umgewandelt und man genießt es: Segelfliegen ist mit nichts zu vergleichen.“

Der Berg der Flieger im Dreiländereck Hessen, Bayern und Thüringen hat nach den Worten von Flugschulleiter Schmidt-Nentwig eine lange Geschichte. Bereits 1911 Studenten legten Studenten aus dem südhessischen Darmstadt mit ihren ersten Flugversuchen mit Gleitflugzeugen auf der baumfreien Wasserkuppe den Grundstein dafür, dass aus dem mit 950 Metern höchsten Berg Hessens ein Mekka des Segelflugsports geworden ist. „Es gibt keine ursprünglichere Art zu fliegen“, sagt der 33-Jährige. „Vom Vogelflug haben wir Segelflieger gelernt, Aufwinde zu nutzen und in der Luft zu bleiben.“