Die Zeiten für den Dialog zwischen Juden und Muslimen waren schon einmal besser, auch in Berlin. Die Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus lässt sich davon nicht abschrecken.

Die Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus (Kiga) plant ein neues Projekt vor dem Hintergrund des Nahostkonflikts. Das Ziel ist, den Dialog zwischen denjenigen zu ermöglichen, die oft kaum noch miteinander sprechen können oder nicht die Gelegenheit dazu haben. „Es sollen moderierte Gespräche sein, aber nicht nur ein Format“, sagt Kiga-Vorsitzender Dervis Hizarci der Deutschen Presse-Agentur. 

„Es ist nicht so, dass wir jedes Mal einen Stuhlkreis machen. Es gibt öffentliche Veranstaltungen und es gibt Hintergrundgespräche, sichere Räume. Und es gibt auch Gespräche, wo man hingeht und sagt „Ich werde was aushalten und bleibe trotzdem fair.““

Das Projekt mit dem Titel „DialogRäume“ soll im Januar 2025 starten und ist auf drei Jahre angelegt. Zur Finanzierung sind bereits 920 000 Euro aus Mitteln der Lotto-Stiftung bewilligt worden. 

Verständigung durch Dialog

Es setzt darauf, dass Reden und Begegnung die Voraussetzung für Verständnis und Verständigung sind. „In Berlin leben Tausende Israelis, Tausende Palästinenser. Das ist eine unglaubliche Chance für Dialog“, sagt Hizarci. 

„Schon vor der Pandemie haben wir immer wieder Projekte zum jüdisch-muslimischen Dialog umgesetzt und neue Projekte entwickelt, die auch Israelis und Palästinenserinnen und Palästinenser in Berlin einbeziehen“, so der ausgebildete Lehrer und frühere Antisemitismusbeauftragte der Bildungsverwaltung. „Nach dem 7. Oktober, nicht gleich, aber bald danach, haben wir gesagt: Jetzt ist es Zeit. Wir werden den Raum dafür schaffen.“

„Es gibt bei einigen Bedenken, dass wir uns einspannen lassen“

Das Projekt soll ausdrücklich Menschen einschließen, die sonst nicht zu Wort kommen. „Alle, die offen und bereit sind für Dialog, haben hier die Chance für Dialog“, so der Vorsitzende der Initiative. „Es sind unterschiedliche Räume, unterschiedliche Regeln, aber immer moderiert. Es soll auch Lesungen geben oder mal ein Konzert“, sagt Hizarci. „Wir fahren da nicht eingleisig. Denen, die bereit sind, als Künstler zusammenzukommen, denen geben wir eine Bühne.“ 

Die meisten bisherigen Rückmeldungen auf das Projekt seien positiv. „Es gibt bei einigen Bedenken, dass wir uns einspannen lassen oder dass es zu einseitig werden könnte: zu israelkritisch oder zu israelfreundlich, zu propalästinensisch oder zu antipalästinensisch“, erläutert Hizarci. „Das ist nicht die Idee. Wir möchten über Kontroversen reden, unterschiedliche Meinungen haben und trotzdem miteinander sprechen.“

Sorgen um die Sicherheit der Teilnehmer

Hizarci sieht durchaus die Risiken, die mit dem Projekt verbunden sind: „Wenn Einzelne auf Social Media unbewusst Dinge sagen, die der Sache schaden oder auch ganz bewusst, um das Vorhaben zu diskreditieren.“ Dann bestehe die Gefahr, dass Teilnehmer sich vom Dialog zurückzögen, schon um sich zu schützen. 

„Das ist ein Phänomen unserer Zeit, dass Menschen, die nicht an den Dialog glauben, andere verhindern oder angreifen.“ Er mache sich auch Sorgen um die Sicherheit der Teilnehmer. Inzwischen sei es deshalb üblich, für Veranstaltungen ein Sicherheitskonzept zu entwickeln – und auch für Security-Personal zu sorgen.