Eine KI-gesteuerte Ampel sorgt im bayrischen Essenbach für Frust bei den Autofahrern. Dabei funktioniert die Ampel laut Behörde so, wie sie soll. Dahinter steckt ein Missverständnis.

Es war ein kleines Ereignis: Vor knapp vier Monaten wurde im bayrischen Essenbach die erste KI-Ampel eingeweiht, sogar Verkehrsminister Christian Bernreiter fuhr mit dem Fahrrad hindurch. Bei den Autofahrern kommt die Ampel indes nicht besonders gut an. Doch das soll sie nach Angaben der Behörde auch gar nicht. Nun setzen die Bürger auf Beschwerden – und auf Schleichwege.

Das geht aus einem Bericht des „Bayrischen Rundfunk“ hervor. Bei Dieter Neubauer, CSU-Bürgermeister des zum Kreis Landshut gehörenden Städtchens mit seinen knapp 11.000 Einwohnern, häufen sich demnach die Beschwerden über die Ampel und ihre vermeintlich wenig intelligente KI. 

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KI-Ampel ärgert Autofahrer

Die sorge dafür, dass vor allem die Hauptstraße lange Grünphasen habe, so die Wahrnehmung der Autofahrer. Selbst dann, wie dort gar keine Autos fahren – und sich an den Seitenstraßen ein Stau bildet. „Warum reagiert die Ampel dann nicht“, zitiert der „BR“ eine Anwohnerin. „Wenn schon ‚intelligente Ampel‘, warum verzögern sich die Zeiten dann?“

Dafür hat der Leiter des Verkehrsmanagements, Stephan Stroh, eine einfache Antwort: Weil das nicht ihr Ziel ist. „Wir haben Wert darauf gelegt, dass wir vulnerable Gruppen schützen“, erklärt Stroh den Einsatzzweck der Ampel. „Es geht um den Fußgänger und um den Radfahrer. Sie sollen geschützt werden, und das macht die Ampel sehr gut.“

Fokus auf Sicherheit

Die Grünphasen der KI-Ampel sind so angepasst, dass sie verletzlicheren Verkehrsteilnehmern als Autofahrern die Priorität gibt. Und das ganz bewusst: „Sie kann unterscheiden zwischen Kindern und Erwachsenen, Menschen, die vielleicht durch einen Gips-Verband gehandicapt sind oder einen Gehstock dabeihaben. Rollatoren, Rollstuhlfahrer, wenn man mit Kinderwagen unterwegs ist, all das kann die Ampel unterscheiden und erkennt Bewegungsmuster“, erläutert Stroh. Anhand dieser Muster wird dann auch die Ampelsteuerung angepasst – und die Grünphase so lange verlängert, bis etwa eine Person die Straße vollständig überquert hat.

Eine weitere Sonderregel gibt es für Notfall-Einsätze: Bewegt sich ein Fahrzeug mit Blaulicht auf die Kreuzung zu, erkennt die KI auch das – und schaltet alle Ampeln der Kreuzung auf Rot, bis das Einsatzfahrzeug die Kreuzung passiert hat. 

Die Ampel lernt

Autos und LKWs dagegen werden bisher nicht bei der Ampelschaltung bedacht. „Das lässt sich rechtlich noch nicht abbilden“, erklärt der Zuständige. Deshalb sei aktuell auch noch nicht das Ziel, den Verkehrsfluss zu optimieren. Trotzdem habe die Ampel auch schon in den letzten drei Monaten dazugelernt. „Man kann das mit einem Fahranfänger vergleichen. Der hat am Anfang viel theoretisches Wissen aus der Fahrschule, lernt aber erst mit der Erfahrung, die er im Straßenverkehr macht. Und genauso ist es mit dieser Ampel.“

Bei den Autofahrern kommt das indes nicht an. Die Anwohnerin berichtet, sich bei Eile lieber auf die Seitenstraßen zu verlassen, als an der Ampel zu warten. „Ich bin sicher nicht die einzige, die Schleichwege nutzt.“ Das bestätigt auch der Bürgermeister. „Wer hier wohnt, versucht, die Ampel kreativ zu umgehen.“ Wie lange das noch so geht, wird sich zeigen: Das Pilotprojekt ist zunächst auf ein Jahr ausgelegt. Dann soll die Situation neu bewertet werden.

Quelle: BR