In Deutschland fehlt bezahlbarer Wohnraum – auch, weil Bauen so teuer ist. Neue Leitlinien sollen es erleichtern, auf unnötigen Goldstandard zu verzichten.

Weniger Steckdosen, dünnere Zwischendecken: Die Bundesregierung will Bauen einfacher und damit billiger machen. Das SPD-geführte Bauministerium legte dazu am Dienstag in Berlin Leitlinien für den sogenannten Gebäudetyp E vor, der Planern und Bauherren ermöglicht, sich auf niedrigere Baustandards zu einigen. Das entsprechende Dokument soll Orientierung für die Praxis geben.

Der Leitfaden enthält Empfehlungen, wie Vereinbarungen über niedrigere Baustandards möglichst rechtssicher getroffen werden können und Beispiele für Vereinfachungen zum Beispiel bei Geschossdecken, Steckdosen und Leitungen oder Zimmertemperatur.STERN PAID Protokolle Mieten 10.40

„Gebäudetyp E“ soll Abhilfe schaffen

„Bauen muss wieder einfacher und preisgünstiger gemacht werden, ohne Abstriche bei der Sicherheit“, erklärte Bauministerin Klara Geywitz (SPD). „Hier wird der Gebäudetyp E greifen.“ Die Bundesregierung will nun die erforderlichen Gesetzesänderungen auf den Weg bringen.

Wohnungsbauverbände hatten beklagt, es werde oft nach Goldstandard gebaut, weil man andernfalls rechtliche Probleme fürchte. Das führe zu hohen Kosten, so dass die Wohnungen für Verbraucher dann kaum noch bezahlbar seien. Sie hatten gefordert, viele ungeschriebene Standards im Wohnungsbau infrage zu stellen. Die Bundesregierung reagiert darauf nun mit dem sogenannten Gebäudetyp E – wobei E für einfach oder experimentell steht.

Die Präsidentin der Bundesarchitektenkammer, Andrea Gebhard, sagte, mit dem Verzicht auf nicht notwendige Baustandards könnten die Bau- und Sanierungsprozesse beschleunigt werden. Außerdem könne ressourcenschonender gearbeitet werden. „Dies trägt wesentlich zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum und zur Förderung innovativer Bauprojekte bei.“Tiny House Klapp FS 11.40

Baukosten als Grund für Wohnraummangel

Die Vertragspartner könnten laut den Plänen beim Bauen rechtssicher von kostenintensiven Standards abweichen, erklärte Geywitz. Das kann etwa den Verzicht auf Keller, weniger Balkone oder geringere Lärmschutzvorkehrungen bedeuten. Von solchen Vereinbarungen profitierten Baubranche und Nutzer zugleich, weil Bauen preiswerter werde. Baukosten gelten als Hauptgrund, warum in Deutschland bezahlbare Wohnungen fehlen.