Politikerinnen fordern, dass 2027 erstmals eine Frau als Bundespräsident gewählt werden soll. Eine Umfrage zeigt, was die Deutschen davon halten. 

In Berlin wird bereits jetzt über die 2027 anstehende Wahl eines Bundespräsidenten spekuliert. Dann endet die zweite Amtszeit von Frank-Walter Steinmeier. Die „Bild“-Zeitung nannte etwa die Schriftstellerin Juli Zeh (SPD) und die bayerische Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) als Kandidatinnen. Auch Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) gilt nach ihrem Verzicht auf eine Kanzlerkandidatur als eine Aspirantin. Beim nächsten Mal müsse endlich eine Frau an die Spitze des Staates rücken, forderten zuletzt vor allem Politikerinnen wie die langjährige Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer.

Der Ruf nach einer Frau als Bundespräsident ist leiser geworden

77 Prozent der Deutschen ist das Geschlecht des Staatsoberhauptes allerdings egal, wie eine Forsa-Umfrage im Auftrag des stern ergab. 18 Prozent wünschen sich eine Frau, 4 Prozent einen Mann. Damit ist im Vergleich zu 2016 der Ruf nach einem weiblichen Staatsoberhaupt leiser geworden: Damals hatte noch 24 Prozent der Befragten für eine Bundespräsidentin plädiert.Grafik gesamt

Auch den Frauen ist das Geschlecht zu 71 Prozent egal, lediglich 24 Prozent plädieren für ein weibliches Staatsoberhaupt. Am stärksten ist der Ruf nach einer Frau im Schloss Bellevue noch bei Wählern der Grünen: Sie fordern zu 30 Prozent eine Bundespräsidentin. Bei den Anhängern der anderen Parteien sind die Werte deutlich niedriger: SPD (21 Prozent), FDP (21 Prozent), Bündnis Sahra Wagenknecht (20 Prozent), CDU/CSU (13 Prozent) und AfD (11 Prozent).Grafik Parteien

Gesine Schwan und Dagmar Schipanski waren Anwärterinnen 

Der Bundespräsident wird von der Bundesversammlung gewählt, die je zur Hälfte aus den Abgeordneten des Bundestages und von den Landtagen gewählten Vertretern besteht. Die Mehrheitsverhältnisse dort sind in den letzten Jahren unübersichtlicher geworden, weil die traditionellen Volksparteien SPD und CDU/CSU bei Wahlen schlechter abgeschnitten haben. Nach den Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg dürfte auch die AfD noch stärker vertreten sein. Ebenso könnte die Bundestagswahl 2025 zu größeren Verschiebungen führen. Vermutlich wird für die Wahl des Staatsoberhauptes ein Bündnis von mehr als zwei Parteien nötig sein. 

Bisher haben die Parteien immer dann Frauen aufgestellt, wenn sie kaum Chancen hatten gewählt zu werden. Gesine Schwan (SPD) unterlag etwa 2004 Horst Köhler (CDU). 1999 verlor Dagmar Schipanski (damals parteilos, später CDU) gegen Johannes Rau (SPD). 

Die Daten wurden vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Forsa für den stern und RTL Deutschland am 18. und 19. Juli 2024 telefonisch erhoben. Datenbasis: 1002 Befragte. Damit ist die Umfrage repräsentativ. Statistische Fehlertoleranz: +/- 3 Prozentpunkte