Eigentlich hat Sigmar Gabriel seine politische Karriere an den Nagel gehängt. Dennoch äußert sich der frühere SPD-Vorsitzende immer wieder zu politischen Themen – wie aktuell zur Arbeitsmoral der jungen Generation.

In Zeiten knapper öffentlicher Finanzen und leerer Haushaltskassen entbrennt erneut eine Debatte um Transferleistungen. Auslöser ist ein aktueller Artikel des „Spiegel“, der das Bürgergeld als „Irrweg“ bezeichnet. 

In dem Text kommt auch der frühere Chef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, zu Wort. Der sieht das Problem in fehlendem Arbeitseifer der jüngeren Generation. „Es gibt in Deutschland 260.000 junge Menschen zwischen 25 und 45, die seit längerer Zeit nicht arbeiten, obwohl sie alle Kriterien für Erwerbstätigkeit erfüllen“, zitiert ihn das Nachrichtenmagazin. Das sei, so Weise, „in dieser Dimension nicht hinnehmbar“. Das Bürgergeld habe, so der Tenor des Artikels, ein Akzeptanzproblem.

Sigmar Gabriel meldet sich auf X zu Wort

Die Hoffnung, dass daraus eine sachliche Debatte entstehen könnte, war nur von kurzer Dauer. Am Samstagabend meldete sich Sigmar Gabriel auf X zu Wort. Der frühere SPD-Vorsitzende und Wirtschafts- sowie Außenminister schrieb: „‚Hunderttausende sind jung, gesund und kassieren Bürgergeld‘, schimpft der ehemalige Chef der Agentur für Arbeit. Ich befürchte, er hat Recht. Und wer wohlhabend ist, macht auf Kosten von Mama und Papa nach der Schule erstmal ein ‚Sabbatical‘ und danach eine 4 Tage Woche.“

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In einem zweiten Tweet präzisierte er direkt im Anschluss seine Aussage: „Oben wie unten: leisten wollen immer weniger etwas. Nur über die oben, lässt sich schwerer herziehen.“ Damit machte er – ganz Sozialdemokrat – klar, dass er mit seinem Statement nicht die Menschen am unteren Rand der Gesellschaft treffen wollte. STERN PAID 25_24 Gabriel IV 6.20

Dennoch erntete Gabriel für seine pauschalen Aussagen Widerspruch: „Gabriels Äußerung offenbart ein verqueres Denken“, sagte der FDP-Sozialexperte Pascal Kober „Bild.de“. Wenn jemand arbeite, Steuern zahle und von dem dann übrigen Geld seinen Kindern ein Sabbatical finanziert, sei „das ganz allein seine Privatangelegenheit“. Auch von der CDU kam Kritik: „Unsere Jugend ist nicht faul – wir verlangen ihr einfach nichts mehr ab“, sagte der CDU-Arbeitsmarktexperte Kai Whittaker „Bild.de“.

Heftiger Widerspruch

Auf X blieben die Aussagen Gabriels ebenfalls nicht unkommentiert: „Anders als beim Bürgergeld zahlen dann aber Mama und Papa, nicht der Steuerzahler“, schreibt ein User. In die gleiche Richtung geht die Kritik eines anderen Users: „Auf Kosten von Mama und Papa ist vollkommen in Ordnung. Auf Kosten des Sozialstaates nicht.“

Auch wenn der Tweet in den sozialen Medien kontrovers diskutiert wird: Auf die Debatte um das Bürgergeld haben Sigmar Gabriels Auslassungen hingegen bislang keinen Auswirkungen. Dem „Spiegel“-Bericht zufolge ist die Diskussion deutlich komplexer, als es die Generationen-Schelte des früheren SPD-Vorsitzenden suggeriert.

Quellen: x.com/sigmargabriel, „Spiegel“, „Bild.de“