Die Jubelfeier der US-Republikaner für Donald Trump erreicht am Donnerstag ihren Höhepunkt. Zum Abschluss des Parteitags der US-Republikaner in Milwaukee im Bundesstaat Wisconsin wird der Ex-Präsident am Abend (Ortszeit) seine Rede halten, in der er seine erneute Nominierung als Kandidat formell annimmt. Gewaltige Zustimmung ist dem 78-Jährigen sicher, da seine kultische Verehrung in der Partei seit dem nur fehlgeschlagenen Attentat auf sein Leben neue Höhen erreicht hat.
In der Rede will Trump laut eigener Ankündigung auf seine übliche Scharfmacherei verzichten und sich stattdessen als Versöhner der Nation präsentieren.
Kurz nach dem versuchten Mordanschlag am Samstag während einer Wahlkampfkundgebung im Bundesstaat Pennsylvania hatte er der „New York Post“ gesagt, dass er ursprünglich eine „eine extrem harte Rede“ über die Regierung von Präsident Joe Biden habe halten wollen. Doch habe er den Text nach dem Attentat weggeworfen und wolle nun eine Rede halten, „die unser Land vereint“.
Der als Polarisierer bekannte Rechtspopulist würde damit einen Imagewechsel versuchen, nachdem er seinen bisherigen Wahlkampf als eine Art Dauerpolemik gegen Biden und dessen Demokraten führte.
An den ersten drei Tagen des Parteitags sprach Trump noch nicht zu den rund 2400 Delegierten, genoss aber sichtlich den Jubel, der ihm entgegenschlug. Zu Beginn der Versammlung am Montag hatten ihn die Delegierten formell als Kandidaten für die Präsidentschaftswahl am 5. November nominiert.
Seit dem Anschlag trägt der Ex-Präsident ein weißes Pflaster am rechten Ohr, wo ihn die Kugel des Attentäters verletzt hatte – das Pflaster ist in den Augen seiner Bewunderer zu einem Symbol seines Heldentums geworden.
Auch das berühmt gewordene Foto von Trump direkt nach dem Attentat, auf dem ihm Blut über die Wange läuft und er vor dem Hintergrund der US-Fahne kämpferisch die Faust in die Höhe reckt, ist beim Parteitag viel zu sehen.
Der Trump-Kult in der Partei und unter seinen Anhängern hat seit dem Anschlag noch stärker religiöse Züge angenommen als zuvor. Viele seiner christlich-konservativen Anhänger sehen ihn als von Gott gesandt und beschützt. „Es ist ein Wunder, dass sein Leben verschont wurde, und ich glaube wirklich, es war Gottes Hand“, sagte die 50-jährige Delegierte Teena Horlacher aus dem Bundesstaat Utah der Nachrichtenagentur AFP.
Einen Tag vor Trump hielt sein Vizepräsidentschaftskandidat J.D. Vance seine Parteitagsrede. Der 39-jährige Senator, Bestsellerautor („Hillbilly-Elegie“) und frühere Finanzinvestor mit Herkunft aus ärmlichen Verhältnissen in der durch den Niedergang der Stahlindustrie geprägten „Rostgürtel“-Region kündigte an, sich für die Interessen der Arbeiter einzusetzen. Er rief dazu auf, einen „neuen Weg“ zu wählen. „Die Leute, die dieses Land regieren, haben wieder und wieder versagt“, sagte er über die Regierung von Amtsinhaber Joe Biden.
Vance war vormals ein scharfer Kritiker Trumps und wandelte sich mit seinem Einstieg in die Politik zu dessen loyalem Unterstützer. Tribut wurde Trump beim Parteitag auch von anderen früheren Kritikern gezollt – darunter von seiner Konkurrentin in den diesjährigen Vorwahlen, Ex-Botschafterin Nikki Haley. Bei der straff durchorganisierten Veranstaltung wurde keinerlei Dissens zu Trump erkennbar – anders als früher, als er in der Partei eine hochumstrittene Figur war.
Trump profitiert derzeit im Wahlkampf auch von der Schwäche seines 81-jährigen Rivalen Biden, der im Fernsehduell Ende Juni fahrig und wirr aufgetreten war und sich seither einer heftigen Debatte bei den Demokraten um seine Eignung für eine zweite Amtszeit ausgesetzt sieht. „Es gibt klar einen harschen Kontrast zwischen der Stärke von Präsident Trump und der Schwäche von Präsident Biden“, sagte der Delegierte Clifton Carroll aus Mississippi.