In den hessischen Anbauregionen kommt es in diesem Jahr zu teils starken Einbußen. Frost und Dauerregen haben den Obstbaubetrieben zu schaffen gemacht.

Die Kirschenernte in Hessen fällt in diesem Jahr mager aus. Insgesamt war es laut dem Hessischen Bauernverband eher eine unterdurchschnittliche bis schlechte Kirschensaison 2024. „Im Großen und Ganzen ist ein großer Ausfall zu verzeichnen. Das unbeständige Wetter hat das empfindliche Obst getroffen“, sagte Sprecherin Marie-Claire von Spee der Deutschen Presse-Agentur. Die Frühkirschen seien zu Beginn der Saison durch Frost betroffen gewesen, Bestände seien teils erfroren. „Danach folgte der viele Niederschlag, wodurch zum Teil 95 Prozent der Kirschen geplatzt sind.“ 

Die späteren Sorten seien vom Ertrag her etwas besser gewesen. „Jedoch sind die Kirschen nicht so lange haltbar gewesen. Es war sehr viel Sortierarbeit zu leisten“, sagte von Spee. Die Saison sei fast überall beendet beziehungsweise werde in den kommenden Tagen enden.

Einbußen von bis zu 80 Prozent in Nordhessen

„Die Situation ähnelt der von 2017, als es einen Totalausfall gab“, sagte auch Christian Wedemeier, Obstbauberater beim Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen. In den südhessischen Anbaugebieten belaufe sich der Ausfall auf 40 bis 50 Prozent, in Nordhessen sogar auf 60 bis 80 Prozent. „Dort haben die Nachtfröste Ende April, als die Kirschen in der Vollblüte standen, für massive Ausfälle gesorgt.“ Infolge der häufigen Regenfälle sei insgesamt ein Viertel bis ein Drittel der verbliebenen Kirschen in Hessen aufgeplatzt.

Zu schaffen machen den Anbaubetrieben auch Obstdiebstähle. Sie seien in diesem Jahr extrem angestiegen, berichtete von Spee. Teilweise seien bis zu 150 Kilogramm Kirschen pro Nacht geklaut worden. „Manche Anbauer haben sich zusammengeschlossen, auch mit dem Obst- und Gartenbauverein, und für abends Sicherheitsdienste genutzt.“ Wenn die Bestände nah am Hof seien, käme es zu weniger Diebstählen. 

Obstdiebstähle immer größeres Problem

Das Problem werde von Jahr zu Jahr größer, sagte auch Wedemeier. „In Südhessen haben sich die Diebe teilweise gar nicht mehr die Mühe gemacht, die Kirschen zu pflücken, sondern haben die Äste rausgeschnitten.“ Das führe zu großen Schäden, denn die Seitenäste seien elementar für die Baumgesundheit und den zukünftigen Ertrag. Zudem werde so die Zeit und Arbeit mehrerer Jahre für den Kronenaufbau zunichtegemacht.

In Hessen spielen vor allem drei Anbaugebiete eine große Rolle: das selbst ernannte „Kirschenland“ rund um Witzenhausen im nordhessischen Werra-Meißner-Kreis, außerdem Wiesbaden-Frauenstein und Friedberg-Ockstadt, das „Kirschendorf“ in der Wetterau. Laut Statistischem Landesamt wachsen die Kirschen im Bundesland auf insgesamt rund 238 Hektar. Der Großteil davon sind Süßkirschen. Sauerkirschen gibt es in Hessen laut Wedemeier kaum noch.