Das Bild vom armen Künstler hat sich über Jahrhunderte eingeprägt und ist auch heute allzu oft noch Realität. NRW versucht einen Einstieg, um das zu beenden.

Nordrhein-Westfalen beginnt am 1. August damit, Landesförderungen für Kultureinrichtungen verbindlich an Honoraruntergrenzen für Künstler zu knüpfen. Nach jahrelangen Vorbereitungen startet NRW zunächst bei zwei reinen Landesprogrammen mit Mindesthonoraren. Ab 2026 werde dies dann bei allen Kulturförderungen, an denen das Land beteiligt ist, uneingeschränkte Voraussetzung sein, kündigte NRW-Kulturministerin Ina Brandes (CDU) in Düsseldorf an. 

Damit knüpfe NRW als erstes Flächenland konsequent eine Landesförderung an Mindesthonorare für Künstlerinnen und Künstler, erklärte sie. „Es gibt keine Bagatellgrenze.“ Das Junktim gelte schon ab dem ersten Euro Landesförderung.

Anlass für die Initiative sind die häufig prekären Einkommensverhältnisse vieler freischaffender Künstler. Obwohl die meisten über ein abgeschlossenes Hochschulstudium verfügen, bewegt sich ihr Jahreseinkommen laut Statistiken der Künstlersozialkasse (KSK) oft nahe der Armutsgrenze. Viele müssten sich mit Nebenjobs über Wasser halten, berichtete Brandes. Etliche fielen auch durch die Sozialversicherungsnetze – vor allem, wenn über längere Zeit Engagements ausbleiben. 

Die Kultusministerkonferenz hatte sich 2022 bereits auf eine Honorar-Matrix geeinigt, die künstlerische Tätigkeitsarten – unter anderem Autor, Aktionskünstler, Schauspieler, Sänger, Tänzer oder Chorleiter – sowie Formate clustert, etwa Lesungen, Ausstellungen oder Vorstellungen. Die Länder sind aufgefordert, diese einheitliche Grundstruktur mit Zahlen zu füllen.

Für NRW sehen die gestuften Basis-Honorare beispielsweise für eine rund 90-minütige Autoren-Lesung zwischen 250 und 500 Euro vor – gestaffelt nach der erwarteten Besucherzahl. Bei Ausstellungen richtet sich das Mindesthonorar auch nach Wirtschaftskraft und Reichweite der jeweiligen Einrichtung sowie der Ausstellungsdauer. Ähnlich wird das durch zahlreiche weitere Sparten und Tätigkeiten durchdekliniert.