Sie war verschwunden, abgetaucht, vielleicht auch gekränkt, in jedem Fall einfach weg. Doch nach dem Attentat auf ihren Mann hat Melania Trump sich nun geäußert. Was ihre Rückkehr für den US-Wahlkampf bedeuten könnte.
Die Liste der Orte, an denen Melania Trump in den vergangenen Wochen und Monaten nicht war, ist lang. Im Wahlkampfjahr ihres Ehemanns Donald Trump fehlt sie fast überall, wo man sie normalerweise vermutet hätte.
Da ist der anstehende republikanische Nominierungsparteitag, bei dem sie nicht als Rednerin eingetragen ist. Da ist der 78. Geburtstag von Donald Trump, bei dem sie nicht war. Da ist der Gerichtsprozess in Manhattan im Juni um die Affäre von Donald Trump mit Stormy Daniels, zu dem sie verständlicherweise nicht kam. Da ist schlussendlich ein Jahr fast vollkommener öffentlicher Abwesenheit.
Melania Trump wurde öffentlich zuletzt kaum noch gesehen
Melania Trump war schon während der Amtszeit von Donald Trump keine First Lady, die das Scheinwerferlicht gesucht hätte. Hohn und Spott ergoss sich über ihre öffentlichen und kalt wirkenden Auftritte. Legendär die von ihr weggeschlagene Hand ihres Gatten Donald Trump, als er die ihre greifen wollte. Doch in den vergangenen Monaten war die Unscheinbare gänzlich unsichtbar geworden.
Nach Attentat: Melania Trump meldet sich zurück
Bis jetzt, bis zum Attentat auf ihren Mann. Wird sie nun doch eine Rolle im Wahlkampf spielen und wenn ja, welche?
Es war zumindest ein erstaunlich warmherziges Statement, das Melania Trump am Sonntag nach den Schüssen auf ihren Mann in die Welt verbreiten ließ. „Als ich sah, wie die Kugel meinen Mann Donald traf, wurde mir klar, dass mein Leben und das Leben von Barron (der gemeinsame Sohn, Anm.d.Red.) am Rande einer zerstörerischen Veränderung stand“, schrieb sie.
Der Attentäter sei ein „Monster“, das versucht habe, „Donalds Leidenschaft auszulöschen – sein Lachen, seinen Einfallsreichtum, seine Liebe zur Musik und seine Inspiration (…) Donald, der großzügige und fürsorgliche Mann, mit dem ich durch die besten und die schlimmsten Zeiten gegangen bin.“ Klingt so eine in Schutt und Asche liegende Ehe, wie Medien zuletzt spekuliert hatten?
Und fast noch bemerkenswerter, Melania Trump hatte auch eine politische Botschaft. „Lasst uns daran denken, dass wir, wenn es an der Zeit ist, über Links und Rechts, über Rot und Blau, hinauszublicken, alle aus Familien stammen, die mit Leidenschaft für ein besseres Leben kämpfen, solange wir hier in dieser irdischen Welt sind. Die Morgendämmerung ist da. Lasst uns wieder zusammenkommen. Jetzt.“
Trumps rufen zu Geschlossenheit auf
Der Aufruf zur Geschlossenheit ähnelt dem, was Donald Trump bereits nach dem Attentat gesagt hatte. Das kann man zynisch finden aus dem Munde der Trumps, die Inszenierung aber verfängt.
„Melania weiß, was sie tut und tut was sie will“, schrieb Mary Jordan, „Washington Post“-Redakteurin und Autorin des Buchs „The Art of Her Deal: The Untold Story of Melania Trump“ diese Woche. „Sie ist klug, denn sie weiß, dass man ihr besser zuhört, wenn sie selten spricht. Und wenn sie im Dunklen bleibt, wird sie mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen, wenn sie ins Rampenlicht tritt“, lautet ihre Einschätzung.
Nun ist sie aus dem Schatten getreten und die Leute reden wieder von ihr. Das war schon einmal so, 2016. Da setzte sie sich im Wahlkampf in eines ihrer seltenen TV-Interviews, um ihren Mann aus dem Kreuzfeuer zu manövrieren. Der Skandal um die „Grab ‚em by the pussy“-Äußerung von Donald Trump war auf seiner Hochphase, als Melania Trump der Welt erzählte, dabei handele es sich um harmlosen „Locker Room Talk“ unter Männern, Umkleidekabinensprech. Der Ex-Anwalt von Donald Trump, Michael Cohen, sagte dieses Jahr aus, dass das Ganze die Idee von Melania gewesen sei. Wie die Wahl am Ende ausging, ist bekannt.
Vielleicht kommt ihr auch dieses Mal noch eine entscheidende Rolle im Wahlkampf zu.