Familie, Wohnmobil und Kaffee: Timo Boll hat bereits Pläne, wie es nach dem Karriereende weitergehen wird. Doch zunächst steht Olympia an.
Timo Boll (43) ist in Deutschland der absolute Mr. Tischtennis. Der gebürtige Erbacher schaffte bereits Anfang der 2000er-Jahre den Sprung an die Spitze der Weltrangliste und ist seitdem aus der Weltelite seines Sports nicht mehr wegzudenken. Jetzt, im Alter von 43 Jahren, läutet er sein Karriereende ein: Wie er im Mai 2024 bekannt gab, werden die Olympischen Spiele von Paris im Sommer (26. Juli bis 11. August 2024) sein letztes großes Turnier.
Dort steht einmal mehr die Medaillenjagd im Fokus von Timo Boll: Er wolle noch einmal „auf höchstem Niveau“ spielen, erzählt Boll im Rahmen der Olympia-Kampagne „Leistungsbereit“ des Reifenherstellers Bridgestone. Im Team hätten sie deswegen auch den klaren Plan, eine Medaille mit nach Hause zu bringen. „Sportlich geht es darum, im richtigen Moment leistungsbereit zu sein, wie beim Autofahren, weshalb Bridgestone nicht zuletzt dank seiner Kampagne ja der perfekte olympische Partner ist“, erklärt Boll die Motivation für seine letzten Olympischen Spiele.
Doch wie geht es nach Paris für die Tischtennis-Legende weiter? „Was meine Zukunftspläne angeht, habe ich schon einige Ideen, aber noch keine konkreten Entscheidungen getroffen“, erzählt Boll. Eine feste Funktion im Tischtennis einzunehmen und „ständig in Sporthallen zu sein“, könne er sich aber erst einmal nicht vorstellen.
Mehr Zeit mit der Familie
Seine Ehefrau Rodelia Jacobi müsse aber auch keine Sorgen haben, dass er künftig 24 Stunden zuhause sei und sich in Haushaltsfragen einmische. „Ich freue mich darauf, mehr Zeit für persönliche Interessen und Projekte zu haben, die ich während meiner aktiven Zeit vernachlässigen musste“, so Boll weiter. Unter anderem möchte er mit seinem Wohnmobil neue Ziele erkunden und seiner Kaffee-Leidenschaft frönen. Aber natürlich auch mehr Zeit mit seiner Familie verbringen: Er freue sich auch schon darauf, mehr gemeinsame Zeit zu haben und neue Kapitel im gemeinsamen Familienleben mit Tochter Zoey Malaya (10) zu beginnen.
Er sei glücklicherweise in der Lage, zwei Leben zu leben: das öffentliche, hektische, das vor allem in China stattfand, wo sein Gesicht nahezu jeder kennt. Und das eher ruhige, verborgene hier in Deutschland, wo er auch weiterhin unbemerkt Restaurants betreten könne. Beides werde auch im Tischtennis-Ruhestand weiterhin so sein: „Denn China werde ich auf jeden Fall weiterhin besuchen. Nur nicht mehr als Sportler, sondern als Tourist.“
Timo Boll: „Und dann ist genügend Zeit für Wehmut und Abschied“
Die Entscheidung für sein Karriereende habe er sich gut überlegt und sie sei lange in ihm gereift: „Natürlich fiel und fällt sie nicht leicht. Tischtennis war und ist noch mein Leben und hat mich geprägt“, sagt Boll über sein endgültiges Ende als Profisportler. Es sei ihm aber wichtig gewesen, den richtigen Zeitpunkt für einen neuen Lebensabschnitt zu finden: „Ich glaube, das ist mir gelungen.“ Aktuell dominiere bei ihm die Vorfreude auf die Olympischen Spiele von Paris, im Übrigen bereits seine siebte Teilnahme: „Die Olympischen Spiele sind das ultimative Sportereignis, bei dem Athleten aus der ganzen Welt zusammenkommen, um ihr Bestes zu geben.“ Für Wehmut und Abschied sei anschließend genügend Zeit.
Für die jüngere und nachfolgende Sportler-Generation hat Timo Boll einige Tipps auf Lager. Entscheidend sei, stets mit Leidenschaft und Disziplin an den Sport heranzugehen: „Es ist wichtig, wirklich hart zu arbeiten, aber zugleich den Spaß am Spiel nicht zu verlieren.“ Zudem solle man seiner Meinung nach „immer fair und respektvoll“ gegenüber anderen sein. Für ihn waren zudem in seiner langen Karriere seine Liebsten immer extrem wichtig: „Meine Familie hat mich während meiner gesamten Karriere unglaublich unterstützt und war immer mein größter Rückhalt.“