Für die geplante Erdgasförderung vor Borkum drängt das Unternehmen One-Dyas auf Entscheidungen von Behörden. Das geht aus einem Schreiben des Konzerns an die Landesregierung hervor – die reagiert nun.

Niedersachsens Landesregierung hat Kritik des niederländischen Energieunternehmens One-Dyas am Genehmigungsprozess für die geplante Erdgasförderung vor Borkum zurückgewiesen. Zuvor hatte die Deutsche Umwelthilfe ein Schreiben des Unternehmens an die Landesregierung veröffentlicht, in dem der One-Dyas-Chef Chris de Ruyter van Steveninck bemängelte, dass erforderliche Genehmigungen niedersächsischer Behörden für das Vorhaben auf sich warten ließen. „Es gibt keinen Grund, diese Genehmigung jetzt nicht zu erteilen“, schrieb der One-Dyas-Chef. Ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums in Hannover teilte auf dpa-Anfrage mit, das Schreiben habe „keinerlei Einfluss“ auf die ausstehenden Genehmigungen. 

Das Schreiben sei zur Kenntnis genommen worden, teilte der Ministeriumssprecher weiter mit. „Die beteiligten Behörden prüfen diese Genehmigungen – auch im Wissen um die besondere Sensibilität des hier betroffenen Naturraums – äußerst gewissenhaft.“ 

In dem dreiseitigen Schreiben des One-Dyas-Chefs vom 5. Juli an Ministerpräsidenten Stephan Weil, Wirtschaftsminister Olaf Lies (beide SPD) und Umweltminister Christian Meyer (Grüne) fordert de Ruyter van Steveninck zügige Entscheidungen von den zuständigen Behörden und stellt andernfalls Klagen in Aussicht. „One-Dyas würde es begrüßen, wenn die beantragten Entscheidungen schnell ergehen würden, um eine Klärung durch Gerichtsverfahren zu vermeiden.“ Das Unternehmen wies zudem darauf hin, bereits 300 Millionen Euro in das Vorhaben investiert zu haben. 

Umwelthilfe fordert sorgfältige Prüfung

Die Umwelthilfe kritisierte, dass One-Dyas mit angedrohten Schadenersatzforderungen einen Druck ausübe, dem die Landesregierung nicht nachgeben sollte. „Wir fordern die Landesregierung auf, gegenüber den fossilen Geschäftsinteressen standhaft zu bleiben und die drohende Zerstörung gefährdeter Riffe in der Nordsee vor der Genehmigung sorgfältig zu untersuchen“, teilte DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner mit. 

One-Dyas plant noch in diesem Jahr, aus einem Feld vor den beiden Wattenmeerinseln Borkum und Schiermonnikoog Erdgas zu fördern. Dazu soll eine Förderplattform auf niederländischem Hoheitsgebiet rund 23 Kilometer nordwestlich der Insel Borkum errichtet werden. Gefördert werden soll den Plänen zufolge sowohl in niederländischen als auch in deutschen Hoheitsgebieten, nahe dem niedersächsischen Nationalpark Wattenmeer. Für die Erdgasförderung sind allerdings Genehmigungen der Niederlande und Deutschland erforderlich. Auf deutscher Seite läuft das Genehmigungsverfahren noch. Auch um ein bereits genehmigtes Seekabel gibt es Streit. 

One-Dyas kündigte auf Anfrage eine Stellungnahme im Laufe des Montags an.