Ohne ausländische Staatsgäste und vor den Augen der eigenen Regierung auf Abruf hat in Frankreich am Sonntag die jährliche Militärparade zum Nationalfeiertag begonnen. Wegen der bevorstehenden Olympischen Spiele ist die Parade dieses Jahr um etwa 30 Prozent reduziert und verläuft nicht über die Champs-Elysées, sondern über die Avenue Foch, eine andere der breiten Prachtstraßen, die vom Pariser Triumphbogen sternenförmig ausgehen.
Höhepunkt der Veranstaltung ist die Ankunft der Olympischen Flamme am Mittag. Sie wird dann bis Montagabend von mehr als 500 Menschen durch weite Teile der Stadt getragen.
Der Nationalfeiertag steht in diesem Jahr in doppelter Hinsicht in einem besonderen Kontext. Wegen der Olympischen Sommerspiele, die am 26. Juli beginnen, sind zahlreiche Orte der Stadt abgesperrt beziehungsweise in Austragungsorte umgewandelt worden. Auf der Place Concorde, wo üblicherweise die Militärparade endet, sind bereits die Anlagen aufgebaut, in denen die urbanen Sportarten ausgetragen werden, unter anderem Skateboard und Breakdance.
Zudem steht die Regierung unter Premierminister Gabriel Attal kurz vor ihrer Ablösung. Dabei ist jedoch weiterhin unklar, wie die nächste Regierung aussehen soll, die das Ergebnis der vorgezogenen Parlamentswahl widerspiegeln und zugleich mehrheitsfähig sein soll. Die Wahl zur Nationalversammlung hatte drei Blöcke ergeben, von denen keine eine Mehrheit bekommt: die größte Gruppe bildet das Linksbündnis, dahinter kommt das Regierungslager und an dritter Stelle stehen die Rechtspopulisten.
An der Militärparade beteiligen sich etwa 4000 Menschen, unter ihnen auch 100 junge Teilnehmer am Freiwilligendienst. Sie werden begleitet von 22 Hubschraubern und 45 Flugzeugen, darunter die Kunstfliegerstaffel Patrouille de France, die zum Abschluss traditionell eine Rauchspur in den Nationalfarben am Himmel zieht.
In Gedenken an die Befreiung Frankreichs von der deutschen Besatzung vor 80 Jahren werden die 31 Länder geehrt, die daran beteiligt waren. Auch vier historische Fahrzeuge aus dieser Zeit rollen über die Avenue Foch.
Das übliche Feuerwerk am Abend findet dieses Jahr unter Ausschluss des Publikums statt, da auch das Gelände rund um den Eiffelturm für olympische Ereignisse genutzt wird. Das Feuerwerk werde aber im Fernsehen übertragen und sei von anderen Orten aus zu sehen, betonten die Behörden.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte am Vorabend betont, dass der Militärhaushalt für das kommende Jahr an die neue Bedrohung „angepasst“ werden solle. Es gehe um den „Krieg von morgen, nicht um den Krieg, den wir uns bislang vorgestellt haben“, sagte er in einer Ansprache vor hochrangigen Militärs.
Macron spielte damit auf den Ukraine-Krieg an, in dem etwa die Bedeutung bewaffneter Drohnen zunimmt. „Es geht um eine Anpassung, nicht um einen neu aufgestellten Haushalt“, betonte er. Frankreich hatte das Budget für die Verteidigung zwischen 2024 und 2030 um 40 Prozent auf 414 Milliarden Euro erhöht.