In den bisher eher schleppenden Ausbau der Windenergie in Thüringen kommt Bewegung. Es gibt mehr Projekte und eine ganze Reihe von Genehmigungsverfahren.

Beim Ausbau der Windenergie als Stromquelle kommt Thüringen bisher im Bundesländervergleich recht langsam voran. Das könnte sich in diesem Jahr ändern. In der ersten Jahreshälfte seien insgesamt sechs Projekte mit zusammen 20 Anlagen genehmigt worden, teilte das Thüringer Energieministerium auf Anfrage in Erfurt mit. 2023 waren laut Bundesverband Windenergie (BWE) im gesamten Jahr nur sechs neue Windkraftanlagen im Freistaat dazu gekommen.

135 Windräder in der Planung 

Zudem liefen derzeit eine ganze Reihe von Genehmigungsverfahren, teilte eine Ministeriumssprecherin mit. Nach den Zahlen, die dem Ministerium vorlägen, seien es 26 Verfahren in den ersten sechs Monaten. Dabei gehe es um insgesamt 135 Windräder, die von Investoren geplant seien. Derzeit drehen sich im Freistaat weniger als 900 Anlagen. 

Energieminister Bernhard Stengele (Grüne) erhofft sich einen weiteren Schub durch das kürzlich vom Landtag beschlossene Windenergiebeteiligungsgesetz, mit dem die Kommunen vom in ihrem Umfeld erzeugten Ökostrom mit zwei Cent pro Kilowattstunden finanziell profitieren. Sie haben jetzt einen gesetzlichen Anspruch darauf. Je nach Zahl der Ablagen könnte es um fünf- bis sechsstellige Beträge pro Jahr gehen, sagen Fachleute. 

Vorgaben für einzelne Landesteile 

Das in dieser Woche von der Landesregierung überarbeitete Landesentwicklungsprogramm enthält zudem erstmals Vorgaben für die Flächenverteilung für Windkraftstandorte in den Landesteilen. Nach den Bundesvorgaben müssen in Thüringen laut Infrastrukturministerium bis zum Jahr 2032 insgesamt 35.600 Hektar reserviert werden. 

Entsprechend ihrer unterschiedlichen Bedingungen sind im kommenden Jahrzehnt in Nordthüringen 3 Prozent der Fläche für Windvorranggebiete einzuplanen, in Mittelthüringen 2,2, in Südwestthüringen 2,0 und in Ostthüringen 1,7 Prozent.

Windräder in der Nähe von Unternehmen 

Es gehe auch darum, dass Windenergieanlagen standortnah an Industrie- und Gewerbegebieten errichtet werden können, sagte Stengele. „Das erleichtert der Wirtschaft – von kleinen- und mittelständischen Unternehmen bis hin zum Weltkonzern – den so dringend benötigten Zugang zu sauberem Strom.“ Für den Naturschutz würden weiter hohe Standards gelten, beispielsweise für Schutzgebiete im Wald oder das Grüne Band an der Landesgrenze, so der Grünen-Politiker. Windkraftanlagen insbesondere auf Schadflächen könnten dazu beitragen, dass die Waldbesitzer den nötigen Waldumbau finanzieren könnten.