Nach über 30 Jahren in der Landespolitik und vielen Jahren an der Spitze der Linken in MV hat der scheidende Landesvorsitzende Peter Ritter bei seiner Abschiedsrede Tränen in den Augen.

Mit Tränen in den Augen und einer eindringlichen Rede zur Krise seiner Partei hat sich das Linke-Urgestein Peter Ritter heute auf einem Parteitag in Waren an der Müritz von der politischen Bühne verabschiedet. Der scheidende langjährige Landesvorsitzende analysierte Erfolge und vor allem die Versäumnisse seiner Partei, die letztlich zu dem Desaster bei der Europa- und Kommunalwahl am 9. Juni geführt hätten. 

Die gegenwärtige tiefe Krise der Partei habe Gründe, die länger zurückreichten als die vergangenen zwei Jahre, sagte Ritter. Bei der Europawahl war die Linke auf 4,9 Prozent abgestürzt. Bei den Kommunalwahlen hatte sie mit 8,8 Prozent ebenfalls ihr bislang schlechtestes Ergebnis erzielt. Das Desaster soll bei dem Parteitag ausgewertet werden.

„Müssen dringend unseren Kompass suchen“

Die Linke sei nach dem Eingehen von Regierungsbeteiligungen in mehreren Bundesländern und dem Gewinn von Landrats- und Oberbürgermeisterposten zu selbstzufrieden geworden, kritisierte der 65-Jährige in seiner Rede zum Auftakt des Landesparteitages. „Wir haben unseren Kompass verloren und sollten uns dringend auf die Suche machen.“ Wichtige inhaltliche Fragen seien ausgeblendet worden. 

Eines der Versäumnisse sei die Vernachlässigung der Friedenspolitik gewesen, so Ritter. Die aktuelle Kriegslogik müsse durchbrochen werden. Um ihre Position deutlich zu machen, solle die Linke unter anderem wieder zu Großdemonstrationen am 1. September aufrufen. Am 1. September 1939 begann der Zweite Weltkrieg mit dem Überfall Deutschlands auf Polen.

Ritter ruft Partei zum Machen auf

Das Motto müsse für die Linke künftig wieder „Machen statt Zaudern“ lauten, forderte Ritter. Er warb dafür, die verbliebenen Geschäftsstellen der Linken im Land zu sozialen Anlaufstellen für die Menschen zu machen, wie dies in den 1990er Jahren der Fall gewesen sei.

Zudem sei die Trennung von Sahra Wagenknecht zu spät erfolgt, die langen Debatten hätten mürbe gemacht. Wichtige inhaltliche und strukturelle Reformen in der Partei seien darüber nicht erfolgt. Der jahrelang öffentlich ausgetragene innerparteiliche Konflikt habe das Bild der Linken in der Öffentlichkeit beschädigt. Die Wähler könnten nicht mehr erkennen, wofür die Linke in wichtigen Fragen und aktuellen Auseinandersetzungen stehe. 

Zum Abschied rief Ritter, der auch viele Jahre in prominenten Funktionen in der Landtagsfraktion aktiv war, den rund 100 Delegierten seiner Partei in Waren zu: „Macht’s gut. Vor allem, macht’s besser.“ Dann umarmte ihn der ebenso langjährige Linke-Politiker Dietmar Bartsch.