Muhammad Ali oder der Schrecken des 11. September: Der deutsche Fotograf Thomas Höpker erarbeitete sich mit seinen Werken weltweiten Ruhm. Ein Bild löste Fassungslosigkeit aus.
Der international renommierte deutsche Fotograf Thomas Hoepker ist tot. Er starb im Alter von 88 Jahren „friedlich“, wie seine Agentur Magnum Photos mitteilte.
Hoepker war Urheber von einigen der bekanntesten Fotografien der vergangenen Jahrzehnte. Kontroversen löste seine ikonische Aufnahme vom 11. September 2001 aus: Zu sehen ist eine scheinbar entspannt zusammensitzende Gruppe junger Menschen vor dem blauen East River in New York. Dahinter in Manhattan steigen dichte Rauchschwaden nach dem Angriff von Dschihadisten auf das World Trade Center in den Himmel über der Metropole.
Andere bekannte Bilder Hoepkers waren unter anderem die Porträtaufnahmen, die er von Boxlegende Muhammad Ali anfertigte: Ali mit der Faust ganz nah an der Linse, springend vor einer Skyline oder Eis essend im Bett – Hoepker war ganz nah dabei. Auch lichtete er Künstler Roy Lichtenstein in seinem Studio ab oder fing die Energie New Yorks und die Stimmung im Amerika der 60er-Jahre ein.
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Thomas Hoepker: München in die Welt
Hoepker wurde 1936 in München geboren. Er studierte Kunst, Geschichte und Archäologie. Seine Leidenschaft galt jedoch der Fotografie, seitdem sein Großvater ihm zum 14. Geburtstag eine Kamera gekauft hatte. Noch vor dem Ende seines Studiums wurde er von der „Münchner Illustrierten“ eingestellt und wechselte 1964 zum Magazin „Stern“.
Gleichzeitig trat er der legendären Foto-Agentur Magnum bei und war von 2003 bis 2006 sogar ihr Präsident. 1976 zog Hoepker nach New York, wo er unter anderem als visueller Chef für das Magazin „Geo“ arbeitete. Seine Bilder inspirierten und wurden auf der ganzen Welt ausgestellt. 2022 erschien der Dokumentarfilm „Dear Memories“, in dem der an Alzheimer erkrankte Hoepker einen letzten Roadtrip durch die USA macht, bevor es zu spät ist.
Seine Arbeitsweise erklärte Hoepker 2007 im Gespräch der Deutschen Presse-Agentur mit folgenden Worten: „Man muss auch seine Meinung rüberbringen und nicht nur schön komponieren. Der Fotograf als Autor ist wichtig. Er soll nicht nur darstellen und registrieren, was passiert, sondern zu seinem Sujet eine Meinung entwickeln. Entweder hasst man es oder man liebt es, aber lauwarm ist immer uninteressant.“